Blumen erinnern an die Toten von Nizza, die Stadt schwankt zwischen Trauer und Alltag. Die Menschen fragen jetzt: Wer war der Attentäter? Ein Dschihadist, psychisch krank? Eine Spurensuche.
Eine einzelne Rose liegt auf dem Asphalt der Promenade des Anglais, darunter getrocknetes Blut. Daneben noch weitere Blutflecken. Mitten auf dem Prachtboulevard von Nizza, auf dem 84 Menschen brutal ermordet wurden. 52 weitere kämpfen in den Krankenhäusern der Stadt um ihr Leben.
Ein Skater rollt wenige Meter daneben vorbei, er hat sich ein aufgeblasenes Krokodil unter den Arm geklemmt. Das azurblaue Meer lockt. Am steinigen Stadtstrand sonnen sich Badegäste. Ein Boot zieht Menschen an einem Fallschirm hinter sich her, er hat die Form eines riesigen gelben Smileys, der der Welt die Zunge herausstreckt.
Die Schönheit der Stadt und der Horror des Attentats bilden einen krassen Gegensatz. In die Trauer mischt sich auch die Sehnsucht nach Alltag. Aber ab wann ist wieder Alltag? Gegen Mittag gibt die Polizei die Straße neben der Promenade teilweise für den Verkehr frei, während Trauernde vor einem Blumenmeer stehen. Viele schweigen, einige brechen in Tränen aus. Auf einem Schild steht: „Sie waren gekommen, um den Himmel zu bewundern. Jetzt sind sie dorthin aufgebrochen.“ Der Himmel ist am Samstag wieder erbarmungslos blau.
Erbarmungslos. So handelte der Attentäter Mohamed Lahouaiej-Bouhlel. Und neben der Trauer beschäftigt die Franzosen die Frage: Wer war dieser Mann? Warum wurde der 31-Jährige in der Nacht zum Freitag zum Massenmörder? War seine Tat islamistisch motiviert? Oder war es die Amokfahrt eines verwirrten Einzelgängers?
Ursprung: http://www.spiegel.de/politik/ausland/anschlag-in-nizza-spurensuche-nach-dem-attentaeter-a-1103350.html