Deutsche und Österreicher mit Wurzeln in der Türkei sind nach ihrer Ankunft am Flughafen Istanbul festgenommen worden – wohl wegen ihrer Kritik an Präsident Erdogan. Wurden sie zuvor bespitzelt?
Kazim Özaslan wollte nur seine 94 Jahre alte Mutter besuchen. Ein Bruder hatte angerufen, sie sei krank, er solle schnell kommen. Also packte Özaslan, österreichischer Staatsbürger, 55 Jahre alt, Gastronom in einem Dorf in der Steiermark, seinen Koffer und machte sich auf den Weg in die alte Heimat nach Gaziantep. Er fuhr nach Wien und setzte sich in ein Flugzeug Richtung Istanbul.
Dort angekommen, es war im Oktober 2016, erlebte er eine Überraschung. „Ich stieg aus dem Flugzeug in einen Bus. Kaum war ich im Flughafengebäude, wurde ich von drei Männern in Zivil abgefangen.“ Die drei waren türkische Polizisten. Sie brachten Özaslan in eine fensterlose Arrestzelle. Dort saßen fünf weitere Festgenommene, ein Dutzend Polizisten standen dort herum. Die Sicherheitskräfte nahmen ihm sein Handy und seine Papiere ab. „Ich fragte, was das soll und warum ich festgehalten werde. Aber sie antworteten nur, dass sie ihre Arbeit machten.“ Er beobachtete, wie die Polizisten Daten von seinem Handy kopierten.
Zwei Tage und drei Nächte verbrachte er in der Zelle, ohne Bett, ohne frische Kleidung, ohne Zahnbürste, auf dem Boden schlafend. Er durfte weder seine Familie in der Türkei noch seine Frau in Österreich über seinen Verbleib informieren.